Chronik

Festschrift zum 120-jährigen Gründungsjubiläum

Chronik des SV Dollnstein

 

Der Schützenverein in Dollnstein wurde im Jahre 1892 gegründet. Leider liegen über die Gründung an sich sowie über die Vereinsaktivitäten zu dieser Zeit keinerlei Informationen oder Aufzeichnungen vor.

Das Gründungsjahr hingegen kann auf indirektem Wege nachgewiesen werden: Wolfgang Gangl konnte auf einem Flohmarkt ein altes Vereinsbuch des Dollnsteiner Schützenvereins übernehmen, welches er dem Verein überlassen hat.

In den ersten Jahren wird von etwa 30 Mitgliedern berichtet. In den Protokollen sind sämtliche Generalversammlungen, Abrechnungen sowie Vorstandschaftssitzungen/Besprechungen, sog. „Ballontagen”, zu finden. Themen dieser Besprechungen waren hauptsächlich Diskussionen über Aufnahme oder Ablehnung neuer Mitglieder – und zwar ausschließlich Herren. Durchaus war eine Ablehnung von Aufnahmeanträgen nicht unüblich.

Für heutige Zeiten undenkbar war auch eine Aufnahmegebühr von nicht ganz unwesentlichen 1,50 Mark fällig, ab dem Jahre 1908 3,- Mark. Die Höhe der Aufnahmegebühr lässt sich anhand der Beitragserhöhung von 1,20 Mark auf 1,80 Mark im Jahre 1906 in etwa einordnen.

Dem allgemeinen Vereinsleben wohnten hauptsächlich Lehrer, Pfarrer, Wachtmeister, Sergeanten, Handwerkermeister und Selbstständige wie Kaufmänner oder Gastwirte bei. Diese stellten sich alljährlich zu den Neuwahlen der Vorstandschaft zur Verfügung. Eine nicht ganz erfreuliche Tradition hat sich jedoch damals schon im Vereinsleben eingebürgert: So wird schon bei der Generalversammlung am 30.10.1906 von einer geringen Teilnehmerzahl berichtet, welche leider in aktuellen Zeiten auch keine Besucherrekorde aufstellt: „Das Häufchen der erschienen Vereinsmitglieder war zwar klein, aber jeder einzelne hat sich an den Verhandlungen mit Eifer und Hingebung beteiligt”, gibt Schützenmeister Kleemann zu Protokoll.

Interessant ist daneben auch die Zusammensetzung des Vorstands in den frühen 1900er Jahren.So tauschten die Vorstandschaftsmitglieder  Lehrer Karl Hartmann und Kaufmann  Michael Ziller innerhalb von 8 Jahren  siebenmal die Ämter; vom 1. Schützenmeister zum 2. Schützenmeister,  zum bloßen Ausschussmitglied und  wieder willkürlich zurück.

Über den eigentlichen Schießbetrieb finden sich nur wenige Informationen/Berichte. Wahrscheinlich  wurden sportliche Erfolge bzw. Ergebnisse nicht oder in einem anderen  Buch dokumentiert. Eine Inventar aufstellung aus dem Jahre 1908 lässt  jedoch erahnen, wie ein Schießabend  ausgesehen haben könnte. Unter  anderem werden ein Tisch zum Aufstellen des Scheibenkastens, ein Vorhang mit Stange und eine Signalpfeife  dokumentiert. Im Jahre 1910 wurde  beispielsweise auch einem Antrag zugestimmt, bei welchem ab sofort jeder Schütze seine 8 Schüsse direkt nacheinander abgeben sollte.

Der Erste Weltkrieg hinterließ auch im Vereinsleben Spuren. Aufgrund von Abwesenheit des Großteils der Vereinsmitglieder im Jahre 1914/15 wurden keine Neuwahlen durchgeführt, sondern die alte Vorstandschaft auf  ein weiteres Jahr beschlossen. Mitglieder, welche „im Felde oder bei einem Truppenteil stehen“, wurden  von den Mitgliedsbeiträgen befreit. Zum Ende der Aufzeichnungen in dem uns vorliegenden Büchlein hat  der Verein in der Zeit um die 1930er  Jahre rund 40 Mitglieder – Herren versteht sich.

Die für unser aktuelles Vereinsleben bedeutendste Stelle dürfte  die eigens einberufene Mitgliederehrung vom 18. Dezember 1930 darstellen, in welcher seine kgl. Hoheit Prinz Alfons von Bayern über die  Verleihung von Ehrenzeichen an verdiente Schützenmitglieder verfügte. Kaufmann Michael Ziller erhielt dieses  „Prinz-Alfons-Erinnerungszeichen” als   Gründungsmitglied und gleichzeitig das „Protektor-Gesellschaftszeichen” für 38-jährige Mitgliedschaft. Anhand  der beiden Ehrungen Zillers kann das Gründungsdatum des Schützenvereins Dollnstein festgemacht werden.

Neben dem o.g. „Protokollbuch”,  blieben noch vier weitere Protokoll- und Schießbücher des alten Dollnsteiner Schützenvereins erhalten. Insgesamt liegen damit Aufzeichnungen vom 26.10.1905 bis einschließlich 8.11.1964 vor. Aus einem dieser  Bücher geht hervor, dass die Ver einsaktivitäten im Jahre 1943 schon  einmal für einen Zeitraum von 7 Jahren zum Erliegen gekommen sind. Am 16.11.1950 wurde eine Wiedergründungs-Versammlung abgehalten, bei  der 25 aktive sowie 3 passive Mitglieder aufgenommen wurden. Warum der Verein in diesen 7 Jahren „eingeschlafen” ist, lässt sich aus den  Büchern nicht herauslesen. Allerdings haben die Alliierten nach dem  zweiten Weltkrieg generell Schützenvereine in ganz Deutschland verboten. Erst Anfang des Jahres 1950 wurden nach und nach Schützenvereine wieder zugelassen.

In der Zwischenzeit liegen uns Fotografien vor, die auf die Beteiligung am 75-jährigen Gründungsjubiläum des Liederkranz-Kirchenchores Dollnstein im Juli 1957 hindeuten. Zu sehen ist dabei die damalige Schützentracht, welche aus  einem hellgrünen Hemd, einer dunkelgrünen Krawatte bestickt mit dem  Vereinsemblem sowie einem schwarzen Hut mit grünem Hutband und  weißer Adlerfeder bestand. Ein weiteres Relikt aus der Zeit des alten  Vereins stellt eine Kette dar. Gefertigt im Schwarzwald, wurde diese von ein paar Männern vorne an der Hose bei öffentlichen Auftritten getragen.

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Die letzten uns vorliegenden offiziellen Amtshandlungen des alten  Vereins sind Mitgliedermeldungen
der „Schützengesellschaft Burgstein  Dollnstein” an den Bayerischen  Sportschützenbund (BSSB) für das  Jahr 1964. Am 12. Dezember 1963  wurde die Jahresmeldung für 1964  erstellt, unterschrieben vom damaligen 1. Schützenmeisters Josef Brinskelle. Sie listet 15 aktive sowie 3  Jungschützen auf. Als Schießstätte  wird in dieser Meldung das Gasthaus  „Josef Stark“, Dollnstein, genannt. Im Laufe des Jahres 1964 wurde dann  noch zweimal eine Mitglieder-Nachmeldung an den BSSB geschickt, aus welchen hervorgeht, dass der Verein am 7. Juli 1964  21 aktive sowie 9 Jungschützen aufzuweisen hatte.

Irgendwann in den darauffolgenden Monaten ist der Verein dann  eingeschlafen. Ein letzter Übungsabend fand am 8.11.1964 mit 6  Schützen statt. Eine Mitgliedermeldung für das Jahr 1965 (welche dann im Dezember 1964 zu erstellen gewesen wäre), liegt nicht mehr vor. Auch ein Besuch des damaligen 1. Gauschützenmeisters Fürsich konnte  die Dollnsteiner Schützen nicht davon  abhalten, die Vereinsaktivitäten einzustellen. Über die genauen Gründe  der Stilllegung kann leider nur spekuliert und gemutmaßt werden.

In den darauffolgenden Jahren wurden immer wieder Anläufe unternommen, den Schützenverein in Dollnstein wieder aufleben zu lassen. Allerdings waren diese Unternehmungen erfolglos geblieben – bis 2002, als Richard Forster einen  weiteren Gründungsanlauf initiierte.

Nach langer Vorarbeit verfasste  Forster am 3. März 2001 im Namen der  „Interessensgemeinschaft zur Wiedergründung des Schützenvereins „Burgsteinfelsen” Dollnstein” an den  damaligen 1. Bürgermeister Konrad  Liepold einen Brief. In diesem Schreiben beantragte Forster das alte und leer stehende Feuerwehrgerätehaus in Dollnstein näher untersuchen zu dürfen, um dieses dann evtl. in ein Schützenheim mit Schießständen umzubauen.

Die Suche nach einer geeigneten Schießstätte erwies sich dann  allerdings schwieriger als zunächst angenommen: die Umbaukosten für  das teils baufällige alte Feuerwehrgerätehaus wären zu hoch gewesen und andere potentielle Orte waren entweder ebenfalls zu teuer oder aber bereits anderweitig verplant.

Nichts desto trotz wurde am Freitag, 12. April 2002 im Gasthaus „Bayrischer Hof“, Dollnstein, die Wiedergründung des Schützenvereins  „Burgsteinfelsen“ Dollnstein e.V. durchgeführt. Eingeladen hat zu  dieser Veranstaltung ein 8-köpfiges  Team rund um Richard Forster. Diese acht Personen wurden im Laufe der  Gründungsversammlung auch zur  ersten Vorstandschaft des Vereins  bestimmt. Neben dem 1.Gauschützenmeister Karl Renn und dem ab 1. Mai 2002 amtierenden 1. Bürgermeister Hans Harrer waren viele Dollnsteiner der Einladung zur Gründungsversammlung gefolgt. Gleich  bei der ersten Versammlung konnten  45 Gründungsmitglieder gewonnen  werden, was ein durchaus beacht
licher Erfolg war. Die vorbereitete Satzung wurde anstandslos von der Generalversammlung genehmigt, zur ersten Vorstandschaft des Vereins wurden bestimmt: Richard Forster (1. Schützenmeister), Xaver Gegg (2. Schützenmeister), Josef Hager (Kassier), Michael Kerner (Schriftführer),  Armin Kett (Sportleiter) sowie die  Beisitzer Anna Maria Forster, Wolfgang Reichl und Josef Gegg. Im Laufe des ersten Vereinsjahres konnten dann noch weitere Mitglieder gewonnen werden, so dass der Verein am 30.12.2002 75 Mitglieder zählte.

Da das Problem mit dem Schießstand allerdings nach wie vor ungelöst war, fand kurz nach der Wiedergründung eine Sitzung mit den  Verantwortlichen des Schützenvereins „Gut Heil“ Obereichstätt e.V. statt. Dabei wurde beschlossen, dass  die Dollnsteiner Schützen vorübergehend – bis in Dollnstein ein geeigneter Schießstand errichtet ist – ihren  Schießbetrieb in Obereichstätt aufnehmen dürfen. Bei den Vereinbarungen zeigten sich die Obereichstätter Schützen sehr großzügig und hilfsbereit.

Am Mittwoch, 12. Juni  2002 wurde dann auch erstmals ein  Dollnsteiner Übungsabend in Obereichstätt abgehalten. An den Schießabenden im Oktober 2002 waren die  Vereinsmitglieder aufgerufen, am Wiedergründungsschießen teilzunehmen. Hierzu stiftete der 1. Bürgermeister Hans Harrer eine Scheibe. Im Jahre 2003 ermittelten die  Burgsteinfelsen-Schützen auch erstmalig ihre Schützenkönige: Richard  Forster und Florian Schmalseder (Jugend) waren hierbei die treffsichersten Schützen und stellten somit die ersten Könige seit der Wiedergründung dar.

Für die weitere Entwicklung des  Vereins war der Herbst des Jahres  2003 prägend. Zum einen startete der SV Dollnstein auch sportlich in den  Schützengau Eichstätt: die erste  Dollnsteiner Luftgewehr-Mannschaft begann, im Rundenwettkampf mitzumischen und konnte in den Folgejahren sogleich mehrmals aufsteigen. Zum anderen firmierte sich im Oktober 2003 um Regiesseurin Maria Gegg eine Laienschauspielgruppe, die an Weihnachten und Neujahr 2003/ 2004 erstmalig und unter der Schirmherrschaft des Schützenvereins, einen Schwank in 3 Akten zeigte.
Zu guter Letzt wurde im November  des Jahres 2003 damit begonnen, die Räumlichkeiten oberhalb des Getränkemarktes Hörl, Auenweg 7, zu einem Schießstand umzubauen.

Mit einem  Tag der offenen Tür konnte das neue  Vereinsheim nach knapp 2000 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden am  23. Mai 2003 feierlich eröffnet und eingeweiht werden. Bis heute halten  die Dollnsteiner Schützen in diesen  Räumen Jugend-, Übungs- und Wettkampfabende sowie Geselligkeitsveranstaltungen ab.

Wie bereits angedeutet, hat sich  der SV „Burgsteinfelsen” Dollnstein  e.V. seit seiner Wiedergründung im Jahre 2002 in vielen Bereichen erfolgreich engagiert. Gesellschaftlich ist der Verein stets bemüht, sich in  das Gemeindeleben zu integrieren. Die verschiedenen jährlichen Veranstaltungen wie Bockbierfest, Gartenfest und Schützenball unterstreichen  unmittelbar die Bemühungen des Vereins, für die örtliche Bevölkerung  ein abwechslungsreiches und interessantes Freizeitprogramm zu bieten.

Auch das Theaterspiel gehört inzwischen zu einem wichtigen Bestandteil des Vereinslebens. In den 10 Jahren seit der Wiedergründung  konnten sechs 3-Akter dargeboten werden, in denen sich der Schützenverein auch teilweise selbst humoristisch inszenierte. Die Titel der  gespielten Stücke lauten: „Die Silberhochzeit” (2003/ 2004), „Der 75. Geburtstag” (2004/2005), „Mord im  Hühnerstall” (2006/2007), „Ein himmlisches Vergnügen” (2007/2008), „Onkel Herrmanns letzter Wille” (2009/ 2010) und „Der verflixte Bierpreis”  (2010/2011).

In sportlicher Hinsicht kann der SV  Dollnstein auch beachtliche Erfolge seit der Wiedergründung aufweisen. So wurde der Luftpistolen-Schütze Armin Kett im Jahre 2005 Bezirksmeister und im darauffolgenden Jahr sogar Bayerischer Meister. Auch holte Kett, genauso wie der Gewehrschütze Richard Forster, in den vergangenen Jahren viele Gaumeister-Titel in den verschiedensten Waffengattungen nach Dollnstein.
Claudia Reinbold gelang es im Jahre 2009 Gaumeisterin in der Gattung Luftgewehr zu werden. Darüber  hinaus konnten die Damen Brigitte Schmalseder, Claudia Reinbold und  Annemarie Forster im Jahre 2010 den  Titel des Gaumeisters mit der Mannschaft (Luftgewehr) erreichen. Im Jahre 2006 gelang dem Luftgewehrschützen Andreas Gegg ein besonders  glücklicher Schuss: er konnte damit  den Titel des Gaukönigs sein eigen nennen.
Im Rundenwettkampf legte die erste Mannschaft einen fulminanten Start hin und schaffte einen Durchmarsch von der Aufbauklasse (D-Klasse) in die Gauliga des Schützengaues Eichstätt. Sie konnte in den Folgejahren auch den Vereinsrekord auf derzeit  1502 Ringe (von 1600 möglichen, Mannschaftsergebnis) festsetzen.
Auch die im Jahr 2004/2005 neu gegründete zweite Mannschaft schaffte es sogleich, mehrmals aufzusteigen.
Seit der Wiedergründung waren insgesamt 4 Luftgewehr-, 1 Luftpistolen- und 1  Damenmannschaft sowie verschiedene  Schüler- und Jugendmannschaften am Start.

Nachdem der Verein, wie bereits  verdeutlicht, im Jahre 1892 gegründet und 2002 wiedergegründet worden ist, feiern die Dollnsteiner Schützen im Jahre 2012 gleich zwei Jubiläen: 120-jähriges Gründungs- sowie  10-jähriges Wiedergründungsjubiläum. Dies wird vom 15. – 17. Juni  2012 mit einem großen Schützenfest  samt Gauschießen in Dollnstein gefeiert. Darüber hinaus wird bei dieser  Gelegenheit die neu erworbene Vereinsfahne erstmalig der Öffentlichkeit vorgestellt und geweiht.
Das Amt des Patenvereins zum Jubiläumsfest werden die „Gut Heil”- Schützen aus Obereichstätt übernehmen. Bedenkt man die Unterstützung  der Obereichstätter Schützen in den Anfangsjahren der Wiedergründung (sh. oben), so gewinnt diese Patenschaft eine ganz besondere Bedeutung.

Im Jubiläumsjahr zählt der Verein knapp 100 Mitglieder. Diese Zahl setzt sich erfreulicherweise aus einer guten  Mischung zusammen. So sind rund ein Fünftel der Mitglieder Jugendliche und ein weiteres Viertel der Mitglieder Damen.

Der Schützenverein „Burgsteinfelsen” Dollnstein möchte sich auch  in Zukunft aktiv – sowohl gesellschaftlich als auch sportlich – in Gemeinde und Schützengau einbringen. Die Dollnsteiner Schützen möchten weiterhin Interessierte – insbesondere  Jugendliche – an den Schießsport sowie an das Brauchtum im Schützenwesen heranführen

Andreas und Stefan Gegg,
Januar 2012